Die Route

Wir haben uns als einen möglichen Weg durch die Stadt die Busstrecke der GVB-Linie 67 ausgesucht. Sie führt an vielen Stationen vorbei, die verschiedene Aspekte des Alltags berühren. Fotos: Maryam Mohamadi, Brigitte Walter.

Griesplatz
Prolog BRANDREDE wir gehen davon aus
brandrede-okt2013
von Anita Hofer & Reni Hofmüller
aus einem Projekt anlässlich von „what you really need“
im Medien Kultur Haus Wels (17. – 27.03.2009)

Bus
rosa-parks Begrüßung von Rosa Parks. Die US-Amerikanische Bürgerrechtlerin erhält einen Sitzplatz während der Busfahrt; sie weigerte sich 1955 ihren Sitzplatz im Bus für einen weißen Fahrgast zu räumen.

Karlauerkirche
karlau
An dieser Station befinden sich, stellvertretend für die Wirtschaft, der Citypark/ Ihr Einkaufszentrum und für die katholische Kirche die Karlauerkirche auf dem Platz der Menschenrechte. Gerade im Handel und in der freien Marktwirtschaft sind Frauen in „typisch weiblichen“ Berufsgruppen und prekären Teilzeitbeschäftigungen von der Benachteiligung auf dem Arbeitsmarkt besonders betroffen.
Die katholische Kirche „predigt“ bis heute das klassische Rollenbild der Frau des Bürgertums (19. Jhdt.). Und bis heute ist es Frauen auch nicht erlaubt, als Priesterin „geweiht“ zu werden. Gegenüber befindet sich die afrikanische Glaubensgemeinschaft, eine „Zweigstelle“ der katholischen Kirche für erfolgreich missionierte AfrikanerInnen.
In unmittelbarer Nähe befindet sich auch die KPÖ, die eine soziale und kommunistische als gemeinschaftliche Gesellschaftsform vertritt und lebt. Das Zusammenspiel von wirtschaftspolitischen und religiösen Machtstrukturen und deren Auswirkungen auf die wirtschaftliche Position der Frau ist uns allen bekannt.

Rosa Mayreder erhob ihre Stimme u.a. gegen religiösen Fundamentalismus und trat für politische Bildung, den Abbau von politischen Macht- und Herrschaftsverhältnissen auf. Sie trug wesentlich dazu bei, dass Frauen zum Studium zugelassen wurden.
Texttafel:
„Man wird erst wissen, was die Frauen sind, wenn ihnen nicht mehr vorgeschrieben wird, was sie sein sollen.“ aus „Zur Kritik der Weiblichkeit“, 1904

Mauergasse – Justizanstalt Karlau
mauergasse
Der „Marsch entlang der Mauer“ thematisiert den Kampf um Frauenrechte, Unabhängigkeit und deren Protagonistinnen.
Emma Goldman, für ihren Einsatz für Frauen und Frieden mehrfach inhaftiert;
Rosa Luxemburg, für ihren Kampf gegen Unterdrückung mehrfach inhaftiert und letztlich ermordet;
Funmilayo Ransome-Kuti, kämpfte gegen eine erpresserische Regierung und für die Rechte von Frauen in Nigeria.

Andreas Hofer Platz – Joanneumsviertel
rolltreppe
Die Rolltreppe des Joanneumsviertels wird durch die maskentragenden Frauen besetzt, und damit das, wofür eine Rolltreppe steht: Überwindung einer Höhendistanz, höhere Geschwindigkeit und beschleunigten „Abtransport“ bzw. Zuführung von Personen zu einer Örtlichkeit und dient der Zeit- und Platzersparnis. Rolltreppennutzung folgt einer Reglementierung bezüglich Standort und Gehrichtung für deren NutzerInnen.

Veza Canetti interveniert das Peter Rosegger-Symposium:
canetti-intervention
in der Steiermärkischen Landesbibliothek fand das Rosegger-Symposium (100. Todestag) statt. Die Intervention durch Veza Canetti soll auf den 50. Todestag der Schriftstellerin hinweisen – und damit auf die verschwiegenen, vergessenen Schriftstellerinnen.

Tegetthoff-Brücke
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Wilhelm von Tegetthoff war Vizeadmiral und Kommandant der österreichischen bzw. Österreichisch- ungarischen Kriegsmarine. Der kulturellen Affinität von Männlichkeit und Krieg wurde das Spucken von einer Brücke, das andernorts als „glücksbringend“ gilt, entgegengesetzt. Die Mur steht für den Fluss als Reisemöglichkeit: Ida Pfeiffer war – im Biedermeier eine Ausnahmeerscheinung – eine Weltreisende.

Platz der freiwilligen Schützen
widerstandskaempferinnen
Der Anfang des 20. Jahrhunderts entstandene Platz wurde den freiwilligen Schützen für ihre Verdienste während des 1. Weltkrieges gewidmet. Eine Umbenennung in „Platz der Widerstandskämpferinnen“ widmet diesen „den Frauen, ohne die der Widerstand in der Steiermark gegen das Nazi-Regime gar nicht möglich gewesen wäre“.

Lendplatz
lendplatz
Der Lendplatz ist neuralgischer Punkt, Trennlinie zwischen „Kreativ-Multikulti- und Bobo – Schick“ und „Sozialer Brennpunkt“ und sichtbares Zeichen einer Gentrifizierung.
(Un)Sichtbare Grenzen und Grenzziehungen prägen und reglementieren uns immer und überall.
Texttafel Judith Butler

Zanklstraße
Benannt nach Anna Zankl, der eigentlichen Gründerin der Grazer Farbenfabrik A. Zankl Söhne. Sie musste verbergen, dass eine Frau der Boss ist.
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Der Friedensnobelpreis wurde seit 1901 insgesamt 126 Mal verliehen. Davon gingen 15 (11,9 %) an Frauen, 86 Auszeichnungen (68,3 %) an Männer, und 25 (19,8 %) an Organisationen. In einer feierlichen Zeremonie verlieh IHR STANDPUNKT den Friedensnobelpreis an folgenden 21 Frauen für ihre Aktivitäten, Aktionen und Verweigerungen exemplarisch für viele, viele andere:
Aliaa Magda Elmahdy, Anna Zankl, Elfriede Jelinek, Emma Goldman, Funmilayo Ransome-Kuti, Grete Schurz, Ida Pfeiffer, Johanna Donahl, Judith Butler, Lise Meitner, Malala Yousafzai, Margret Kreidl, Marie de Gournay, Meina Schellander, Rosa Luxemburg, Rosa Mayreder, Rosa Parks, Sol Haring, Susanne Wenger, Valie Export, Veza Canetti.

Zwischenstopp vor dem Heimgarten ‚Frohes Schaffen‘
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Ein gestrickter Geduldfaden wird entsorgt und bezieht sich damit auf „Die Macht der Männer ist die Geduld der Frauen“ – der Titel einer Dokumentation über häusliche Gewalt, gedreht im ersten Berliner Frauenhaus von Cristina Perincioli (1978).

Fröbelpark
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Im Fröbelpark treffen sich/einander/aufeinander SchülerInnen, Kinder und BewohnerInnen der Umgebung, auf öffentliche Verkehrsmittel Wartende, TaxilenkerInnen, Kleingewerbetreibende, etc. Er wird zum Ort der Künstlerinnen.
Punk-Band als Hommage an die Punk-Kultur als systemkritische Stimme und Hommage an die russische Frauen-Punk-Band Pussy Riot, deren Mitglieder zum Zeitpunkt der Performance noch immer in Haft waren, weil sie gegen patriarchale Strukturen und die Kirche protestiert hatten.

„Punkte setzen, dass Wege entstehen“. Das Wort Schwerkraft entsteht während der Fahrt mit einer Scheibtruhe. Die Performance bezieht sich auf ein Foto von Meina Schellander mit Scheibtruhe.
schwerkraft

Wunderbohnen für Susanne Wenger, die sich in Oshogbo/Nigeria zeitlebens dafür eingesetzt, dass Pflanzen, Bäume und Tiere erhalten bleiben.
wunderbohne

Texttafeln von Margarete Kreidl
kreidl

Griesplatz
Epilog von Monika Mokre: „‘Frauen tragen‘ – einander tragen, beistehen, unterstützen. Weibliche Vorbilder anerkennen, vor uns hertragen, uns von ihnen inspirieren, aber vielleicht auch schützen lassen.
Frauen sichtbar machen, Standpunkte sichtbar machen, eigene und andere. Frauen als Masken tragen – einen anderen Standpunkt einnehmen, in eine andere Haut schlüpfen, sich nicht zeigen, sich anders zeigen, durch jemanden anderen sprechen, für jemanden anderen sprechen. Und auf diese Art gemeinsam für uns selbst sprechen.“
ende

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